Montag, 28. Juli 2008

CTRL - Research Surveillance





Serie "CTRL - Bilder der Überwachung"

Wenn man das Wort "video" nach seiner lateinischen Herkunft mit "Ich sehe" übersetzte, dann hieße Videoüberwachung "Ich-sehe-Überwachung".

Bei dieser kürzlich mit dem "Canon Profifoto Föderpreis" ausgezeichneten Projektidee handelt es sich um den Versuch einer fotografischen Bestandsaufnahme der zunehmenden Präsenz von Überwachungskameras als Kontroll- und Sicherheitsapparaturen im Öffentlichen Raum.

Meine fotografische Arbeit ist als dokumentarische Sammlung angelegt. Liegt doch der primäre Zweck sogenannter optischer Raumüberwachungssysteme ebenfalls im kontinuierlichen Sammeln digitaler Daten von Ereignissen zwischen Raum und Zeit.

Videoüberwachung ist ein Instrument zur Sicherung von Kontrolle und mithin von Herrschaft. Man sollte weder ihre symbolische noch ihre reale Macht unterschätzen. Es gibt einen kontroversen Diskurs darüber, inwieweit ihr Beitrag zu einem vermeintlichen Mehr an gefühlter Sicherheit mit einer Einschränkung bürgerlicher Freiheiten einhergeht. Als Fotograf jedoch interessiert mich nicht allein dieses immanente Dilemma der Video-Überwachungssysteme.

Der voyeuristische Aspekt einer jeden gezielten Beobachtung verweist für mich ebenso auf die ambivalente Rolle meiner selbst als Fotograf. Auch ich bin Beobachter meiner Umgebung sowie Sammler und Archivar besonderer Momente in Form digitaler Daten. Schon Walter Benjamin konstatierte "Jeder heutige Mensch kann einen Anspruch vorbringen, gefilmt (respektive fotografiert) zu werden." Heute - in Zeiten permanenter Videoüberwachung - ließe sich zugespitzt formulieren: "Niemand kann mehr das Recht geltend machen, unerkannt durch die Stadt zu gehen."

Insofern wird die reine Dokumentation von optischen Überwachungsapparaten am Ende auch zu einer Reflexion über meine persönliche Rolle und Verantwortung als Fotograf.

Formal versuche ich daher eine subjektiv wertende Sichtweise möglichst zu vermeiden und durch eine zurückhaltende, dokumentarische Bildsprache dem Betrachter das Urteilen selbst zu überlassen. Der Betrachter soll zum aufmerksamen Beobachter der uns mehr und mehr beobachtenden Apparate werden.

Dementsprechend verstehe ich meine fotografische Serie von Überwachungskameras im öffentlichen Raum in erster Linie als reines Dokument. Die Bilder sind nicht mehr und nicht weniger als eine Sammlung digitaler Daten.

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